Der DRK-Kreisverband Berlin-Zentrum e.V. war am 9. November 2019 zum Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls am Brandenburger Tor im Einsatz.
Vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer – und mit ihr eine unmenschliche Grenze, die Berlin und ganz Deutschland trennte. Im Stadtbild Berlins erinnert nur noch wenig an diese Zeit, doch auch wenn der Zustand der Teilung durch Mauer und Stacheldraht heute zunehmend fern und undenkbar erscheint, wer hätte sich noch zu Beginn der 80er Jahre träumen lassen, dass im ehemaligen Grenzgebiet – auf der Straße des 17. Juni bis hin zum Brandenburger Tor – heute ein großes Fest eben jener Einheit stattfinden könnte? Und dennoch galt es eben dieses am 9. November 2019 zu begehen: Der Höhepunkt einer Festwoche, um das 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls zu feiern, fand am Brandenburger Tor statt – jenem Ort, der bis zum Mauerfall im Niemandsland zwischen zwei unterschiedlichen politischen Systemen lag.
Für den DRK-Kreisverband Berlin-Zentrum e.V. war diese Feier in verschiedener Hinsicht ein besonderes Erlebnis. Klar, als örtlich zuständiger Kreisverband im Herzen Berlins sind wir regelmäßig am und um das Brandenburger Tor im Einsatz. Es war also selbstverständlich, dass wir auch an diesem 9. November mit zahlreichen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern dort im Einsatz waren. Gleichzeitig symbolisiert das Brandenburger Tor für uns aber noch mehr, denn wie auf so viele Menschen in dieser Stadt und unserem Land hatte die innerdeutsche Grenze auch auf zahlreiche unserer Helferinnen und Helfer ganz persönlich direkten oder indirekten Einfluss:
August 1961 – ein kleiner Junge mit Roller schaut zu, wie die Mauer errichtet wird, die fortan die Stadt in zwei teilen wird. Sein Sohn wird später einmal in unserem Kreisverband aktiv sein, als Bereitschaftsleiter, Ausbilder, Führungskraft, um Sanitäts- und Rettungsdienst. Nur wenige Monate zuvor flohen die Großeltern eines andere Helfers noch über den Bahnhof Friedrichstraße in den Westen. Und 1970 zogen zwei Männer in der Nähe der Mauer durch die Straßen: sie sind betrunken, haben die Geburt eines Jungen gefeiert, der mit Blick auf die Mauer aufwachsen wird und sich später in unserem Kreisverband ebenfalls in zahlreichen Funktionen als wesentliche Stütze unserer Arbeit herausstellen wird. „Dienstlich“ war die Mauer ebenfalls präsent – etwa bei der Übernahme eines freigekauften Häftlings aus der DDR am Übergang Invalidenstraße, der medizinische Hilfe benötigte; oder am Tag der Tage, beim Mauerfall, als unsere ehrenamtlichen Kräfte dabei waren, um zu helfen und zu versorgen, sollten sich die Feiernden verletzen.
Auch unser Kreisverband selbst steht in gewisser Weise im Zeichen des Brandenburger Tores, denn auf beiden Seiten der Mauer gab es das DRK – in unterschiedlichen Staaten, aber dennoch vereint durch die Grundsätze der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Mit der Einheit Deutschlands wurden den Ostberliner DRK-Bereitschaften Westberliner Partnerbereitschaften zugeordnet. Bei uns waren dies die Bereitschaften Mitte (ein ehemals Ostberliner Bezirk) und Tiergarten (Westberlin), die nun seit 30 Jahren in tiefer Partnerschaft miteinander verbunden sind. Selbst baulich zeigt sich diese Verbindung bis heute: Ihre gemeinsame Unterkunft steht auf dem ehemaligen Mauerverlauf. So wuchs auch unser Kreisverband durch den Zusammenschluss ehemaliger Kreisverbände aus Ost und West zusammen.
„Die deutsche Einheit hier zu feiern und gemeinsam den Sanitäts- und Rettungsdienst anzubieten ist also auch für uns etwas ganz besonderes – jedes Jahr erneut aber dieses Jahr ganz besonders,” wie Jacob Molte betont, der unsere Unfallhilfsstelle am Brandenburger Tor führt. Gemeinsam mit Kräften der DRK-Kreisverbände Spandau und Reinickendorf-Wittenau waren er und seine Helferinnen und Helfer im Einsatz, um jederzeit eine professionelle Versorgung großer und kleiner Notfälle gewährleisten zu können. Auch die Gesamteinsatzleitung wurde dabei durch unseren Kreisverband sichergestellt. Insgesamt blieb es dabei eher ruhig, lediglich zehn Mal mussten die Kräfte unseres Kreisverbandes Hilfe leisten, zwei Menschen mussten zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden.
Der 9. November 2019 konnte also ganz im Zeichen der Feierlichkeiten stehen und wir freuen uns, dass wir auch in diesem Jahr dabei tatkräftig unterstützen konnten.