„Herrlich“, „schön“, „idyllisch“ … Entspannt klingt der Abend am Frauensee in Brandenburg aus. Die Anspannung und Erschöpfung ist aus den Gesichtern der Helfer gewichen und ein zufriedenes Lächeln breitet sich aus, während man am Strand zusammen sitzt und den Tag Revue passieren lässt. Die Ruhe und Beschaulichkeit sind wohlverdient, schließlich hat man wenige Stunden zuvor die DRK-Bereitschaft Frauensee dabei unterstützt, die Opfer einer Massenpanik während eines Fußballturniers zu versorgen.
In den Nachrichten wird man allerdings nie etwas über dieses Unglück finden. Und auch die Bilder, die das aufdringliche Kamerateam von den Patienten – einmal haben sie sich gar bis in das rasch errichtete Sanitätszelt gedrängt – geschossen hat, werden nie über die Fernsehbildschirme der Nation flimmern. Die Massenpanik war eine Übung, die Verletzten nur Darsteller und auch die Bereitschaft Frauensee gibt es nicht. Die Erschöpfung aber war echt, denn die Helferinnen und Helfer des DRK Kreisverbandes Berlin-City e.V. gingen während der Übung teilweise bis an ihre physischen und psychischen Grenzen und die Entspannung am abendlichen Strand bietet einen mehr als willkommenen Ausgleich dazu …
„Destination Frauensee“ war das Motto dieses Ausbildungswochenendes vom 27. bis 29. Mai, das irgendwann nur noch kurz ABW genannt wurde. Einmal am Ziel Frauensee angekommen, fanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein reichhaltiges Angebot verschiedenster Workshops, etwa zu Verbänden, Kindernotfällen oder Terrorismus und Vorträge zu Themen wie Tragetechniken oder der Sichtung von Patienten in Großschadensfällen. Eine Unterrichtung in den Aufbau eines Sanitätszeltes oder eine Einweisung in Technik und Sicherheit durch die Freiwillige Feuerwehr Oberhavel gehörten ebenfalls zu den Programmpunkten. Die große Übung am Samstag Nachmittag stellte dabei sicherlich den Höhepunkt des Wochenendes dar, bevor es am Sonntag Nachmittag schließlich im KFZ-Marsch zurück nach Berlin ging.
Auch dieser war imposant, schließlich war der Kreisverband mit drei Mannschaftstransportwagen, zwei Krankentransportwagen, einem LKW, einem Rettungswagen und dem „Bulli“, dem ältesten noch aktiv im DRK dienenden VW T2 Transporter, vor Ort. Ergänzt wurden die Fahrzeuge durch zwei weitere VW Transporter des DRK Landesverbandes Berlin sowie, für den KFZ-Marsch, zwei Sanitäts-Motorräder des LV. Die fast vierzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie deren Gepäck und Ausrüstung mussten schließlich transportiert werden.
Dass sich der Aufwand gelohnt hat, wurde schnell deutlich. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigten sich begeistert vom reichhaltigen und lehrreichen Angebot und lobten die neuen Erfahrungen, die dieses spannende Wochenende mit sich brachte. Auch der Erfahrungsaustausch zwischen jungen und altgedienten Helfern wurde gewürdigt: „Ich bin erfreut, gerade erst dazu gekommene Mitglieder hier zu finden, die sich für die Arbeit begeistern und bringe gerne meine Erfahrung mit ein,“ sagte etwa Ingo Dymanski, Bereitschaftsleiter Mitte, der auch zum Thema Betreuung im Katastrophenschutz referierte. „Ich konnte tolle Einblicke in die Arbeit des DRK gewinnen, die ich als Neumitglied vorher so nicht hatte,“ stimmte ihm Gesine Goldammer, frisch gebackene Ersthelferin der Bereitschaft Tiergarten, zu.
„Endlich mal wieder der richtige Schritt in Richtung Gemeinschaft,“ lobte auch Dr. Karin Zemper, Kreisverbandsärztin des KV Berlin-City, die Veranstaltung. Und belässt es nicht nur bei bloßen Worten, schließlich unterstützte sie die Organisatoren des ABW bereitwillig durch das Halten verschiedener Vorträge und Weiterbildungen. Mit Thomas Plume stimmte ein weiterer altgedienter Helfer, Ausbilder und Beobachter während der Übung, zu. Er lobte, dass bei der Planung an alles und jeden gedacht worden sei. „Eben rundum gut!“ strahlte er.
Wer nun aber denkt, dass ein solches Ereignis, das so viel Zuspruch erfahren hat, nur von langjährigen Organisationsprofis auf die Beine gestellt werden kann, kennt das „Orga-Team“ des Ausbildungswochenendes noch nicht: Martin Mahler, Jacob Molte und Christoph Standfuß haben die Idee entwickelt, das Wochenende geplant und viel Aufwand in die Planungen gesteckt. Den drei Helfern der Bereitschaften Mitte und Charlottenburg II ist es zu verdanken, dass dieses Wochenende überhaupt erst und in dieser Form zustande kam.
„Das war, trotz der super Unterstützung durch die Bereitschaftsleitungen, den Vorstand des Kreisverbandes, die Kreisgeschäftsstelle und die Kreisbereitschaftsleitung, nicht immer einfach,“ so Mahler, zugleich ebenfalls stellvertretender Bereitschaftsleiter Mitte, in einer der raren Pausen, die die Organisatoren genießen konnten. „Und manchmal haben wir uns schon gefragt, ob es das wert ist. Aber die Antwort ist eigentlich ganz klar: ja!“ Auch Jacob Molte, der unterstützt von Daniel Herrmann die Übung koordinierte, zieht ein positives Fazit: „Ich habe ungeheuer viel gelernt. Und ich bin froh, dass die Übung so gut verlaufen ist. Man macht sich natürlich vorher schon immer viele Gedanken, ob alles gut klappt, ob jeder Darsteller am richtigen Ort ist, ob er überhaupt erscheint! Aber wenn dann alles so richtig läuft, das ist schon ein tolles Gefühl!“ Flexibilität war gerade für Molte und Herrmann wichtig, die anstatt der geplanten 30 Darsteller nur knapp die Hälfte zur Verfügung hatten, wobei auch diese die Helfer noch ordentlich auf Trab hielten.
Der Stress hat sich jedoch gelohnt, auch wenn es den Organisatoren selbst nicht vergönnt war, an den Ausbildungsinhalten teilzunehmen. Ihr Engagement wurde von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern ebenso gelobt, wie der logische und durchdachte Aufbau sowie die gute Organisation.
Ein wichtiges Element kam den drei jungen Organisatoren dabei aber zur Hilfe: „Das DRK ist eine große Familie. Wir müssen zusammen halten und uns gegenseitig unterstützen, dann können wir gemeinsam Großes erreichen. Wir können auf ein starkes Netzwerk an Experten der unterschiedlichsten Fachrichtungen bauen. Was uns im Katastrophenfall stark macht hilft uns eben auch hier: Wir müssen nicht lange nach Leuten suchen, wir haben die kompetentesten Experten in unseren Reihen,“ betonte Christoph Standfuß. Und so ist es dann auch nicht weiter überraschend, dass mit Franziska Michalczik etwa eine junge Anwärterin ihr Fachwissen über psychiatrische Notfälle ebenso weiter gibt, wie Dipl.-Ing. Rolf Erbe von der Berliner Feuerwehrschule und zugleich Kreisbereitschaftsleiter im DRK KV Berlin-City, über Einsatzstellenmanagement in Großschadenslagen referiert.
Da aber auch der Zusammenhalt in einer großen Familie gepflegt werden will, bot das ABW natürlich auch hierfür reichlich Gelegenheit. Neue Freundschaften wurden geschlossen, bestehende vertieft und etliche Erfahrungen ausgetauscht. Die allseits gelobte gute Stimmung wurde durch die Wahl des Veranstaltungsortes, dem KiEZ Frauensee bei Gräbendorf in Brandenburg, noch unterstützt. Und so erstreckten sich die abendlichen Konversationen von Erster Hilfe über andere gemeinsame Interessen und Hobbys bis hin zu Notfällen im Weltraum.
„Ihr werdet viel Spaß haben!“ verkündete Organisator Mahler im Vorfeld des ABW – ein Versprechen, das getrost als eingehalten bezeichnet werden kann. Daher kann nur mit den Worten Vivien Schurickes, Bereitschaft Mitte, geschlossen werden: „Sehr gut! Unbedingt wieder!“
Das Orga-Team möchte gerne allen Dozenten und Dozentinnen seinen großen Dank aussprechen. Im einzelnen geht dieser an:
- Ingo Dymanski (Betreuung im Katastrophenschutz und für seine Unterstützung bei der Planung und Durchführung des KFZ-Marschs),
- Claudia Ehling (Kriseninterventionsteam KIT, Verbände),
- Rolf Erbe (Einsatzstellenmanagement),
- Nadia Handel (Verbände),
- Timo-Christian Heger (Terrorismus, Tetra-Funk Fresh Up, dieser Bericht),
- Stephan Hüper (Kriseninterventionsteam KIT)
- dem Kamerateam für die professionellen Videoaufnahmen der Übung
- Bodo Krenzel (der sehr sehr sehr kurzfristig für das Thema Katastrophenmedizin eingesprungen ist),
- Franziska Michalczik (Psych.Notfälle),
- Jacob Molte (Tetra-Funk Fresh Up),
- Thomas Plume (Tragetechniken, und für seine Unterstützung bei der Planung und Durchführung des KFZ-Marschs),
- Torsten Rüdebusch (für die professionellen Fotoaufnahmen der Übung)
- Dr. Lutz Siegl (Schuss- & Stichverletzungen, Drogennotfälle) Er musste leider aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Das OrgaTeam und die ganze restliche „Familie“ wünschen ihm auch auf diesem Wege rasche Genesung.
- Mario Steffen (Technik und Sicherheit),
- Dr. Karin Zemper (Kindernotfälle, Internistik, Hitze-& Kälteschäden, Triage und Anamnese),
- die Freiwilligen Feuerwehr Halbe (Technische Rettung),
- die Verletztendarsteller und -darstellerinnen sowie die zwei Schminkerinnen, die eine sehr gute Arbeit geleistet haben,
- das Betreuerteam vom KiEZ Frauensee, insbesondere Frau Warnik, die viel möglich gemacht haben,
- den Landesverband des Berliner Roten Kreuzes, vor allem Daniel Herrmann, für die zusätzlichen Fahrzeuge,
- die Kreisgeschäftsstelle des DRK KV Berlin-City e.V., die das ABW finanziell überhaupt erst möglich gemacht hat,
und schließlich natürlich alle Helfer, die so super und diszipliniert am ABW teilgenommen haben und das ganze Konstrukt mit Leben füllten.