Ehrenamtlicher Helfer des DRK Kreisverbandes Berlin-City e. V. nimmt am Vorbereitungstraining für das von der EU geförderte Pilotprojekt „VinCaB“ unter Leitung des Deutschen Roten Kreuzes teil.
Es begann mit einer Idee. Als 1863 das Internationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf gegründet wurde (und mit dem „Württembergischen Sanitätsverein“ eine der ersten Rotkreuzgesellschaften auf deutschem Boden und weltweit), galt das Augenmerk der Helferinnen und Helfer, die unter dem Banner des Roten Kreuzes im Einsatz waren, noch ausschließlich den militärischen Opfern von Kriegen.
Doch schon bald wurde deutlich, dass die Arbeit der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften auch in Friedenszeiten einen unerlässlichen Beitrag dazu leisten kann, allen Menschen in Not, etwa in Folge von Naturkatastrophen oder Unglücken, beizustehen. Diese Aufgaben bilden bis heute den Aufgabenkern der Helferinnen und Helfer der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung.
So war es dann auch selbstverständlich, dass die Rotkreuzgesellschaften in den europäischen Ländern mit großem Interesse die Pläne der EU-Kommission verfolgen, eine Europäisches Freiwilligenkorps einzurichten, durch das qualifizierte Hilfe weltweit entsandt werden kann.
„VinCaB“ – „Volunteers in Capacity Building“ – heißt das Projekt, das unter der Federführung des Deutschen Roten Kreuzes und der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk vorgeschlagen wurde um die Struktur dieses zukünftigen Europäischen Freiwilligenkorps zu erproben. Es ist eines von insgesamt drei Pilotprojekten, mit denen unterschiedliche Organisationen, die über langjährige Erfahrung in der humanitären Hilfe verfügen, ihren Beitrag zur Entwicklung dieser neuen Institution leisten wollen. Unterstützt von zahlreichen anderen europäischen Rotkreuzgesellschaften und Zivilschutzorganisationen sollen im Rahmen von vier Auslandseinsätzen, die Möglichkeiten und Grenzen des zukünftigen Europäischen Freiwilligenkorps erprobt werden.
In Costa Rica, Kolumbien, Paraguay und im Kosovo werden die freiwilligen Helferinnen und Helfer aus unterschiedlichen europäischen Nationen zum Einsatz kommen, um lokale Strukturen im Katastrophenschutz zu stärken. Besonderes Augenmerk wird dabei auf dem gegenseitigen Informationsaustausch und Wissenstransfer von Freiwilligen zu Freiwilligen liegen. Wichtigstes Auswahlkriterium war, dass sie bereits über umfassende Erfahrung im Bevölkerungsschutz verfügen, wobei mit dem VinCaB-Projekt insbesondere den Helferinnen und Helfern eine Chance gegeben werden soll, die bislang eben noch keine Auslandserfahrung sammeln konnten – eher ungewöhnlich für solche Projekte.
Timo-Christian Heger, ehrenamtlicher Angehöriger der Bereitschaft Mitte im DRK Kreisverband Berlin-City e. V. ist einer dieser 42 Freiwilligen. „Für mich ist es ein besonderes Erlebnis, hier zu sein“, so Heger. „Kaum angekommen fühlte ich mich gleich als Teil einer großen Familie. Auch ist es faszinierend, mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus unterschiedlichen Ländern, Organisationen und mit ganz verschiedenen Hintergründen ins Gespräch zu kommen.“
Gemeinsam durchliefen die Freiwilligen in der Zeit vom 2. bis zum 10. November 2012 in Oberwinter bei Bonn eine umfassende Schulung, die sie für ihren Einsatz im kommenden Jahr vorbereitete. Das Lehrangebot reichte dabei von interkultureller Kompetenz über die Grundlagen humanitärer Hilfe im Ausland bis hin zu Medientraining, Projektmanagement und vielem mehr. Gerade Letzteres sollte sich als besonders hilfreich erweisen, denn während des Lehrgangs galt es auch, die jeweiligen Projekte in die Wege zu leiten – und zwar durch die Freiwilligen selbst. Das hieß konkret: die Erarbeitung eines Projektvorschlags mit den konkreten Trainingsmaßnahmen, die möglich sind, und eine entsprechende Aufgabenverteilung in der Gruppe sowie die Festlegung eines Einsatzplans. Dies erfolgte selbstverständlich in enger Abstimmung mit Angehörigen der Rotkreuzgesellschaften des jeweiligen Gastlandes, um auf die dort bestehenden Bedürfnisse eingehen zu können.
Heger, der bereits über Erfahrung bei der Planung von Übungen und dem Training von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern verfügt, wird im Kosovo eingesetzt. Hier gilt es, in einem Zeitraum von zwei Wochen eine Katastrophenschutzübung durchzuführen, anhand derer das dortige Rote Kreuz die eigenen Reaktionsfähigkeiten testen möchte. „Doch noch wichtiger als die Übung selbst wird es sein, mit den Kameradinnen und Kameraden dort die Übung gemeinsam zu planen, damit diese in Zukunft regelmäßig eigene Übungen planen und durchführen können“, erläutert Heger eines der Ziele seiner Projektgruppe. Denn darum geht es schließlich: Wissen auszutauschen, damit es in Zukunft auf beiden Seiten nutzbar gemacht werden kann.
Auch wenn – oder vielleicht gerade – ein Pilotprojekt stets noch Raum für Verbesserungen bietet, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Lehrgangs waren sich einig, dass der Austausch untereinander, die Organisation und auch der Veranstaltungsort hervorragend waren. Für alle Beteiligten war es eine arbeitsintensive, aber auch ergebnisreiche und schöne Woche. Nun gilt es, mittels einer Onlineplattform die ersten Schritte fortzuführen und die jeweiligen Projekte voranzutreiben, bevor es dann im kommenden Jahr ins Ausland geht. „Und darauf“, so Heger, „freuen wir uns natürlich am meisten.“