Wie arbeitet der Krisenstab der Berliner Feuerwehr? Wie ist der neue Stabsraum ausgestattet? Welche Aufgaben übernimmt hier das DRK im Krisenfall? Die Antwort auf diese und noch viele weitere Fragen lieferte vom 19. bis 23. März 2012 ein Lehrgang mit dem etwas sperrigen Titel „Führungs- und Stabslehre für Leitungskomponenten der unteren und mittleren/oberen Katastrophenschutzbehörden II“.
Die Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz – kurz AKNZ – war zum zweiten Mal nach Berlin gekommen, um dem Führungsstab der Berliner Feuerwehr eine Übung im neuen Stabsraum zu ermöglichen. Mit dabei war auch ein Vertreter des DRK KV Berlin-City e.V. der bei der Übung als Fachberater HiOrg tätig wurde. Die Abteilung Einsatzdienste, unter der Leitung von Hardy Häusler, wählt regelmäßig Führungs- und Leitungskräfte aus den Kreisverbänden aus, die an dieser besonderen Übung teilnehmen dürfen.
Als Ingo Dymanski am Montag früh den Stabsraum der Berliner Feuerwehr betritt, herrscht bereits geschäftiges Treiben. Alle Stabspositionen sind bereits besetzt und die Feuerwehrleute üben fleißig den Umgang mit dem neuen Computersystem. „Die gespannte Ruhe in dem Raum war sehr beeindruckend. Obwohl der Lehrgang offiziell noch gar nicht begonnen hatte, wurde schon an allen Plätzen gearbeitet,“ erinnert sich Dymanski. Der Platz für den Fachberater HiOrg ist schnell gefunden und so beginnt auch er mit der Erprobung des Systems.
Doch sehr schnell wird aus dem Herumprobieren „Ernst“. Das Übungsszenario beginnt und plötzlich geht alles sehr schnell. Im Raum Duisburg hat es auf Grund eines Unwetters einen Stromausfall gegeben, der viele Menschen betrifft und das normale Leben in der Stadt völlig lahm legt. Zudem hat es einen großen Verkehrsunfall auf einer Autobahnbrücke der A40 gegeben, der die Stadt in zwei Hälften teilt und es den Einsatzkräften erschwert, zu ihrem Einsatzort zu gelangen. In den städtischen Krankenhäusern und vielen Pflegeheimen geht langsam der Kraftstoff für den Notstrombetrieb aus. Daher ist hier bereits die Evakuierung zu planen und Notunterkünfte müssen eingerichtet werden. Durch einen Ausfall einer Pumpenanlage droht der Rhein weite Teile der Stadt zu überschwemmen. Zu allem Überfluss ist nach kurzer Zeit auch der Stabsraum selbst sowie die gesamte kommunikative Infrastruktur der Stadt betroffen. Nun muss improvisiert werden. Bei Kerzenschein und mit gespitztem Bleistift geht es weiter. Hardy Häusler und Ingo Dymanski benötigen ihre gesamte Erfahrung aus vielen Jahren Rotkreuz-Tätigkeit. Sie koordinieren alle verfügbaren Einheiten sämtlicher Hilfsorganisationen, besorgen Räume für Notunterkünfte und organisieren Lebensmittel und Kleidung für die Menschen die kurzfristig evakuiert werden mussten.
In Echtzeit wurde über insgesamt fünf Tage der Betrieb eines Krisenstabes geübt. Und auch wenn hier nur Profis mitmachen, kommt es immer wieder zu Missverständnissen und neuen Problemen. „Obwohl es nur eine Übung ist, gerät man ganz schön ins Schwitzen. Es ist so viel zu bedenken und zu beachten,“ erklärt Dymanski. Zum Glück ist er nicht allein sondern arbeitet eng mit den Mitgliedern des Stabes von der Berliner Feuerwehr zusammen. Im Falle eines Falles wäre der Fachberater HiOrg dafür zuständig, dem Stab alle nötigen Informationen über Fähigkeiten und Mittel sämtlicher Hilfsorganisationen zu liefern und Aufgaben, die der Stab ihm überträgt zu erledigen. „Eigentlich muss man dem Stab immer einen Schritt voraus sein und die Fragen und Probleme die erst in der Zukunft auftreten werden bereits bedenken. Nur so kann man dem Stab schnell die richtigen Informationen liefern und helfen der Lage Herr zu werden,“ weiß Dymanski.
Am vierten Tag der Übung überzeugte sich der Geschäftsführer des Landesverbandes Berliner Rotes Kreuz e.V., Volker Billhardt, von der Leistungsfähigkeit seiner Mitarbeiter im Krisenstab. Er ließ sich ausführlich zeigen, wie Stabsarbeit im Katastrophenfall abläuft und welche Aufgaben das Rote Kreuz zur Unterstützung der Senatsverwaltung für Inneres und der Berliner Feuerwehr zu erbringen hat.
Bereits im vergangenen Jahr wurde der neue Stabsraum der Berliner Feuerwehr mit einer ähnlichen Übung – ebenfalls betreut durch die AKNZ – offiziell eingeweiht. Damals war ebenfalls ein Vertreter des KV Berlin-City e.V. als Fachberater HiOrg mit von der Partie. „Es ist gut zu hören, dass die damals geäußerte Kritik an dem neuen Raum von der Feuerwehr ernst genommen wurde,“ freut sich Patrick Wagner, der vor einem Jahr noch mit einer Reihe von Problemen in dem Raum kämpfen musste, die Ingo Dymanski heute nicht mehr hat. „Übungen dieser Art sind sowohl für den einzelnen Teilnehmer eine gute Erfahrung als auch extrem hilfreich für die Feuerwehr, die so Probleme im Ablauf erkennen und sich noch besser für einen möglichen Krisenfall in Berlin rüsten kann,“ fasst Hardy Häusler zusammen.